Ein behindertengerechter Fahrzeugumbau ermöglicht Menschen mit körperlicher Einschränkung ein selbstbestimmtes und aktives Leben. Durch individuelle technische Anpassungen wird Mobilität trotz Handicap wieder möglich – sei es durch den Umbau für Selbstfahrer oder für die Mitnahme von Rollstühlen und Begleitpersonen. In diesem Glossareintrag erfahren Sie alles über Arten, Voraussetzungen, Fördermöglichkeiten und Anbieter von behindertengerechten Fahrzeugumbauten.
Was bedeutet behindertengerechter Fahrzeugumbau?
Ein behindertengerechter Fahrzeugumbau bezeichnet alle technischen Anpassungen an einem Fahrzeug, die notwendig sind, um Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Nutzung des Fahrzeugs zu ermöglichen – entweder als Fahrer oder als Mitfahrer.
Ziel: Barrierefreie Mobilität für alle
Ziel ist es, Barrieren beim Ein- und Aussteigen, bei der Fahrzeugbedienung und beim Transport von Mobilitätshilfen wie Rollstühlen zu beseitigen. Dabei stehen Sicherheit, Komfort und die individuellen Bedürfnisse des Nutzers im Mittelpunkt.
Wer profitiert vom Umbau?
Der Umbau richtet sich an:
- Rollstuhlfahrer
- Menschen mit Amputationen
- Personen mit Muskelerkrankungen
- Senioren mit Mobilitätseinschränkungen
Arten des behindertengerechten Fahrzeugumbaus
Je nach Art der Behinderung und Einsatzzweck unterscheidet man verschiedene Umbauvarianten.
Umbau für Selbstfahrer
Für Menschen, die trotz körperlicher Einschränkung ein Fahrzeug selbst fahren möchten, gibt es folgende Umrüstungen:
- Handbediengeräte (Gas und Bremse per Hand steuerbar)
- Lenkhilfen wie Drehknöpfe, Joysticks oder Mini-Lenkräder
- Automatikgetriebe und elektronische Gangwahlschalter
- Pedalverlegungen oder -verlängerungen
Umbau für Mitfahrer
Für Personen, die nicht selbst fahren, aber regelmäßig mitgenommen werden, kommen andere Lösungen infrage:
- Rollstuhlverladehilfen und -lifter
- Heckausschnitte oder Rampeinbauten
- Schwenksitze und Dreh-Kipp-Systeme zum einfacheren Umsetzen
Umbau für Rollstuhlfahrer als Fahrer
Besonders umfassend sind Umbauten, bei denen der Rollstuhlfahrer selbst das Steuer übernimmt:
- Fahrzeug mit Kassettenlift oder Hublift
- Fahrerplatz im Rollstuhl mit Sicherheitsverankerung
- Elektronische Bedienelemente für Blinker, Licht und Klima
Voraussetzungen für den Umbau
Nicht jeder Umbau ist mit jedem Fahrzeug möglich. Einige Faktoren müssen vorab geklärt werden.
Fahrzeugaustattung und Modell
Bestimmte Fahrzeugmodelle eignen sich besser für Umbauten – etwa Hochdachkombis oder Vans. Eine vorherige Beratung durch spezialisierte Firmen ist essenziell.
Ärztliche Bescheinigung und Fahrprobe
Für Selbstfahrer ist in der Regel ein ärztliches Gutachten sowie eine Fahrprobe bei einer Fahrschule für Menschen mit Behinderung notwendig. Dort wird festgestellt, welche Umrüstungen erforderlich sind.
Finanzierung und Förderung
Ein behindertengerechter Fahrzeugumbau kann mehrere tausend Euro kosten. Daher sind Förderungen besonders wichtig.
Mögliche Kostenträger
- Agentur für Arbeit (bei beruflicher Nutzung)
- Deutsche Rentenversicherung
- Integrationsämter
- Pflegekassen (z. B. bei Mitnahme im Pflegekontext)
- KfW-Förderung (barrierefreie Mobilität)
Steuerliche Vorteile
Zusätzlich zu direkten Zuschüssen können behinderte Menschen von steuerlichen Vergünstigungen profitieren – etwa der Kfz-Steuerbefreiung oder dem pauschalen Steuerfreibetrag.
Anbieter und Umrüster
Ein professioneller Umbau sollte ausschließlich von spezialisierten Betrieben durchgeführt werden.
Zertifizierte Fachbetriebe
Solche Fachbetriebe arbeiten nach DIN-Normen und sind oft Mitglieder im Bundesverband BSK oder dem Bundesinnungsverband für das Kraftfahrzeughandwerk.
Mobile Beratung und Probefahrten
Viele Anbieter bieten mobile Beratung, vor-Ort-Besichtigungen sowie Probefahrten mit umgerüsteten Fahrzeugen an.
Weitere wichtige Aspekte
Eintragung in die Fahrzeugpapiere
Technische Änderungen müssen durch eine TÜV-Abnahme bestätigt und in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden.
Versicherungsschutz
Informieren Sie Ihre Kfz-Versicherung über die Umbauten. Oft entstehen keine Mehrkosten, in manchen Fällen verbessert sich der Versicherungsschutz sogar.
Alternative: Leasing oder Miete
Manche Anbieter bieten auch behindertengerechte Fahrzeuge zur Miete oder als Leasingmodell an – ideal für den kurzfristigen Bedarf oder zur Erprobung vor dem Kauf.
