Dieselautos im Fokus: Strengere Prüfungen und mögliche Stilllegungen

Dieselautos im Fokus: Strengere Prüfungen und mögliche Stilllegungen

(Bild, rawpixel-com, www.freepik.com)

In Deutschland rückt ein großer Teil des Dieselbestands zunehmend in den Fokus rechtlicher und technischer Diskussionen. Neue Urteile, veränderte Prüfanforderungen und Debatten über bestimmte Softwarefunktionen beeinflussen die Bewertung vieler Modelle. Zahlreiche Halter möchten wissen, wie sich die Stilllegung von Diesel Fahrzeugen prüfen lässt und ob das eigene Fahrzeug von künftigen Maßnahmen betroffen sein könnte. Nach Einschätzungen des TÜV-Verbands könnten rund 16 Millionen Fahrzeuge künftig deutlich strengere Abgastests durchlaufen. Ziel dieser Reformen ist es, realistische Schadstoffwerte zu erfassen und unzulässige Manipulationen zuverlässig aufzudecken.

Wandel der Prüfvorschriften

Die Hauptuntersuchung soll nach Vorstellungen verschiedener Prüforganisationen stärker auf moderne Anforderungen abgestimmt werden. Neben sichtbaren technischen Mängeln rücken zunehmend die Abgasreinigung, die eingesetzte Software und die tatsächlichen Emissionswerte in den Mittelpunkt. Besonders betroffen sind Dieselmodelle, die noch ältere Emissionsstandards erfüllen und deren Prüfverfahren nicht mehr den aktuellen Erkenntnissen entsprechen.

Nach dem Konzept des TÜV-Verbands sollen künftige Abgastests stärker realitätsnah erfolgen. Die bisherigen Laborbedingungen bilden zahlreiche reale Fahrsituationen nur eingeschränkt ab. Daher steigt die Bedeutung der Frage, wie sich die Stilllegung von Diesel Fahrzeugen prüfen lässt und welche Kriterien dabei maßgeblich sind.

Betroffene Abgasnormen im Überblick

Vor allem Modelle, die nach den Normen EURO 5 sowie den frühen Varianten von EURO 6 zertifiziert wurden, könnten von künftigen Änderungen betroffen sein. Diese Normen gelten für Fahrzeuge, die zwischen September 2009 und Anfang 2020 erstmals zugelassen wurden. Jüngere Dieselmodelle mit den Normen EURO 6d-TEMP und EURO 6d erfüllen bereits strengere Vorgaben und werden in der Debatte seltener genannt.

Zu den am häufigsten vertretenen Baureihen gehören:

  • VW Golf, Passat und Tiguan
  • Audi A4 und A6
  • BMW 3er und 5er
  • Mercedes-Benz C-Klasse und E-Klasse
  • Opel Astra und Insignia
  • Ford Mondeo und S-Max

Diese Fahrzeuge bilden einen wesentlichen Teil des deutschen Bestands. Entscheidend ist jedoch nicht die Modellbezeichnung, sondern die exakte Emissions-Schlüsselnummer, die in der Zulassungsbescheinigung vermerkt ist.

Emissions-Schlüsselnummern richtig einordnen

Wer die mögliche Stilllegung von Diesel Fahrzeugen prüfen möchte, sollte zunächst die Emissionsklasse des Fahrzeugs bestimmen. In der Zulassungsbescheinigung Teil I befindet sich diese Angabe unter Punkt 14.1. Bei Dokumenten, die vor Oktober 2005 ausgestellt wurden, findet sich die zweistellige Zahl unter „Schlüsselnummer zu 1“.

Die letzten beiden Ziffern des Codes geben die Schadstoffklasse an. Durch Abgleich mit Tabellen des Kraftfahrt-Bundesamts lassen sich erste Hinweise auf die mögliche Betroffenheit ermitteln. Diese Zuordnung bildet die Grundlage, um einzuschätzen, ob in Zukunft Nachrüstpflichten, Einschränkungen oder Fahrverbote relevant werden könnten.

Bedeutung des Thermofenster-Urteils

Eine zentrale Komponente der aktuellen Debatte ist das sogenannte Thermofenster. Dabei handelt es sich um eine softwaregesteuerte Funktion, die die Wirksamkeit der Abgasreinigung bei bestimmten Außentemperaturen reduziert. Hersteller führen hierfür technische Gründe wie den Motorschutz an, während Kritiker die Funktion als unzulässige Abschalteinrichtung einordnen.

Gerichtliche Entscheidung

Das Schleswig-Holsteinische Oberverwaltungsgericht entschied 2023, dass bestimmte Thermofenster nicht mehr genehmigt werden dürfen. Ausgangspunkt war ein Volkswagen Golf Plus TDI der EURO 5-Norm. Das Gericht schloss sich den Vorgaben des Europäischen Gerichtshofs an, wonach Abschalteinrichtungen nur in engen Ausnahmefällen zulässig sind.

Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe könnten bis zu 7,8 Millionen Dieselmodelle der Normen EURO 5 bis 6c über vergleichbare Funktionen verfügen. Für diese Fahrzeuge wären technische Nachrüstungen oder Fahrverbote denkbar, sofern das Urteil in späteren Instanzen bestätigt wird.

Reaktionen aus Industrie und Politik

Automobilhersteller verweisen darauf, dass bestimmte Thermofenster notwendig seien, um Schäden an Motoren zu vermeiden. Parallel dazu laufen juristische Prüfungen und mögliche Rechtsmittel. Daher sind derzeit keine kurzfristigen Stilllegungen zu erwarten.

Politische Entscheidungsträger verfolgen die Entwicklungen ebenfalls aufmerksam. Auf europäischer Ebene wird über eine Reform der Abgasuntersuchung beraten, die Messungen unter realen Fahrbedingungen stärker berücksichtigen soll. Das Ziel besteht darin, Transparenz zu schaffen und die Luftqualität nachhaltig zu verbessern.

Einschätzung des eigenen Risikos

Viele Halter möchten wissen, ob sie aktiv werden müssen. Eine sofortige Stilllegung ist ohne rechtskräftige Entscheidung nicht zu erwarten. Dennoch kann es hilfreich sein, im Rahmen der Hauptuntersuchung oder einer freiwilligen Abgasprüfung aktuelle Emissionswerte ermitteln zu lassen.

Sinnvolle Schritte zur Überprüfung

    • Zulassungsbescheinigung prüfen und Emissionsklasse feststellen
  • Emissions-Code mit offiziellen KBA-Listen vergleichen
  • Hinweise zu Rückrufen und Softwareupdates der Hersteller beachten
  • Bei Bedarf eine unabhängige Werkstattdiagnose einholen

Durch diese Schritte lässt sich die eigene Lage gut einschätzen, ohne voreilige Maßnahmen zu ergreifen. Zudem bieten Prüforganisationen digitale Dienste an, die helfen, betroffene Fahrzeugtypen zu identifizieren.

EU-Initiativen für einheitliche Abgastests

Auf europäischer Ebene werden derzeit Standards erarbeitet, die den Umgang mit Emissionswerten vereinheitlichen sollen. Geplant sind verpflichtende Real-Drive-Emissions-Tests, bei denen mobile Messgeräte während der Fahrt eingesetzt werden. Diese Methode erfasst Stickoxide und Partikel in praxisnahen Situationen und liefert eine realistische Einschätzung der tatsächlichen Abgasbelastung.

Auch ältere Fahrzeuggruppen sollen schrittweise in diese Prüfverfahren einbezogen werden. Dadurch entsteht ein europaweit einheitlicher Maßstab, der die Bewertung von Emissionswerten präzisiert. Fachleute gehen davon aus, dass besonders emissionsstarke Fahrzeuge langfristig seltener auf den Straßen zu sehen sein werden.

Wirtschaftliche und rechtliche Folgen

Sollten Gerichte bestimmte Softwarelösungen endgültig untersagen, hätte dies auch wirtschaftliche Auswirkungen. Millionen Fahrzeuge könnten an Wert verlieren, während der Bedarf an Nachrüstsystemen steigt. Gleichzeitig könnten weitere Sammelklagen gegen Hersteller folgen.

Die praktische Durchsetzung bleibt jedoch komplex. Selbst wenn eine Funktion als unzulässig eingestuft wird, müssen Behörden im Einzelfall nachweisen, dass ein bestimmtes Fahrzeug betroffen ist. Erst danach kann eine Stilllegung angeordnet werden.

Perspektiven für Halter von Dieselmodellen

Die Dieseltechnologie wird trotz der Diskussionen weiterhin eingesetzt, besonders bei modernen Modellen mit effizienten Abgasreinigungssystemen. Ältere Fahrzeuge könnten jedoch zunehmend durch lokale Umweltzonen eingeschränkt werden, die künftig stärker nach Stickoxidwerten differenzieren.

Viele Städte prüfen bereits, ihre Regelungen zu aktualisieren. Für Halter älterer Dieselmodelle kann dies bedeuten, mittelfristig über technische Anpassungen oder einen Fahrzeugwechsel nachzudenken.

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