(Bild, KI, DALL-E)
Nach einer Phase historischer Höchststände befinden sich die Gebrauchtwagenpreise in Deutschland in einer Phase der Stabilisierung. Für das kommende Jahr zeichnen sich jedoch Entwicklungen ab, die zu einem moderaten Preisrückgang führen könnten. Treiber sind ein wachsendes Angebot junger Gebrauchter, ein dynamischer Markt für Elektrofahrzeuge und eine neu anlaufende staatliche Förderpolitik.
Die aktuelle Preisentwicklung auf dem Gebrauchtmarkt
Der deutsche Gebrauchtwagenmarkt hat sich nach den turbulenten Jahren der Pandemie und Lieferengpässe deutlich beruhigt. Die Preise zeigen aktuell nur noch geringe Schwankungen. Dies stellt jedoch keine Rückkehr zum Niveau vor der Krise dar, sondern eine Stabilisierung auf deutlich höherem Niveau.
Stagnation auf hohem Niveau
Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes lagen die Preise für Gebrauchtfahrzeuge im Januar 2025 lediglich um 0,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Diese sehr moderate Entwicklung steht im Kontrast zu anderen Positionen der Mobilitätskosten, wie Kfz-Versicherungen, die im selben Zeitraum um 20,8 Prozent stiegen. Betrachtet man einen längeren Zeitraum, wird das Ausmaß der vorangegangenen Preisexplosion deutlich: Seit dem Jahr 2020 haben sich Gebrauchtwagenpreise im Durchschnitt um 38,9 Prozent verteuert. Diese Entwicklung übertraf die allgemeine Inflation deutlich.
Gesamtkosten der Mobilität im Fokus
Für Autobesitzer ist der reine Fahrzeugpreis nur ein Faktor. Die Gesamtkosten für Mobilität sind in den letzten Jahren überdurchschnittlich gestiegen. Der sogenannte Kraftfahrer-Preisindex, der Ausgaben für Kauf, Unterhalt, Kraftstoff und Versicherung bündelt, lag im Januar 2025 um 3,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor – ein stärkerer Anstieg als die allgemeine Verbraucherpreisinflation von 2,3 Prozent
Besonders stark wirken sich die bereits erwähnten Prämiensteigerungen bei Versicherungen aus.
Faktoren, die den Markt prägen
Mehrere strukturelle Trends bestimmen das Angebot und die Nachfrage auf dem Gebrauchtmarkt und geben Hinweise auf die zukünftige Preisentwicklung.
Der Einfluss des Leasings
Das Leasing von Fahrzeugen hat einen doppelten Effekt auf den Gebrauchtmarkt:
- Verjüngung und Verteuerung des Angebots: Immer kürzere Leasingverträge mit Laufzeiten von oft nur 12 bis 24 Monaten führen zu einem stetigen Zustrom jüngerer Fahrzeuge in den Gebrauchtmarkt.
- . Diese sind technisch auf dem neuesten Stand, durch ihren höheren Ausgangswert aber auch tendenziell teurer in der Anschaffung.
- Elektrofahrzeuge als Treiber: Das Leasing ist eine der wichtigsten Zugangsformen zur Elektromobilität. Im Jahr 2025 lag der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) bei Leasinganfragen mit 33 Prozent nahezu doppelt so hoch wie ihr Anteil an den bundesweiten Neuzulassungen.
Erfolgsmodelle wie der Fiat 500e oder der Cupra Tavascan, die im Leasing sehr gefragt sind, werden in großer Zahl als junge Gebrauchte verfügbar.
Die Rolle der Elektromobilität
Der Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge steht an einer Schwelle. Bisher waren E-Autos überwiegend in Haushalten mit höherem Einkommen zu finden.
Dies könnte sich durch zwei parallele Entwicklungen ändern:
- Wachsendes Angebot: Die Flut an Leasingrückläufern, vor allem aus den beliebten Kompakt- und SUV-Segmenten, vergrößert das Angebot an gebrauchten Stromern spürbar.
- Geplante staatliche Förderung: Die ab 2026 geplante neue Kaufprämie für Elektro-Neuwagen wird voraussichtlich auch den Gebrauchtmarkt beeinflussen.
- Die Nachfrage könnte sich verstärkt auf geförderte Neuwagen konzentrieren, was den Preisdruck auf ungeförderte Gebrauchte erhöht.
Ausblick auf das Jahr 2026
Für das kommende Jahr deuten sich mehrere Faktoren an, die zusammenwirken und zu einer leichten Entspannung bei den Gebrauchtwagenpreisen führen könnten.
Erwartete Preisdynamik bei Gebrauchtwagen
Die Kombination aus erhöhtem Angebot durch Leasingrückläufer und möglichen Nachfrageverschiebungen durch die Neuwagenförderung legt einen moderaten Preisrückgang nahe. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits Ende 2025 ab. Erste Analysen zeigen, dass die Angebotspreise für gebrauchte Elektroautos im November 2025 sanken.
Auch für Gebrauchtwagen mit Verbrennungsmotor wird ein gewisser Preisdruck erwartet, wenn auch in geringerem Ausmaß als bei Stromern.
Einfluss der neuen E-Auto-Förderung
Die für 2026 angekündigte staatliche Förderung für Elektroautos ist ein zentraler Unsicherheitsfaktor. Die bekannten Eckpunkte sehen vor:
- Eine Basisförderung von mindestens 3.000 Euro für den Kauf oder das Leasing neuer Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge.
- Eine Einkommensgrenze von maximal 80.000 Euro zu versteuerndem Haushaltseinkommen, die sich pro Kind erhöht.
- Aufstockungsmöglichkeiten für Familien und Haushalte mit niedrigerem Einkommen, sodass die Förderung bis zu 5.000 Euro betragen kann.
- Eine geplante, aber zeitlich noch unklare zweite Stufe, die auch den Kauf elektrischer Gebrauchtfahrzeuge bezuschussen soll.
Diese Förderung wird die Nachfrage nach Neufahrzeugen stimulieren und könnte den Gebrauchtmarkt indirekt unter Druck setzen. Langfristig ist zudem mit einem verstärkten Zufluss geförderter Neuwagen in den Gebrauchtzyklus zu rechnen, was das Angebot in den Folgejahren weiter erhöht.
Langfristige Marktperspektiven
Ein starker Preisverfall ist angesichts der weiterhin robusten Nachfrage und der allgemein gestiegenen Kosten nicht zu erwarten. Strukturelle Faktoren wie der fortgesetzte Trend zu besser ausgestatteten, technisch anspruchsvolleren Fahrzeugen stützen das Preisniveau. Für Kaufinteressenten wird eine umsichtige Marktbeobachtung entscheidend sein. Flexibilität bei der Antriebsart und die Offenheit für junge Gebrauchtwagen aus Leasingrückläufern können sich als vorteilhaft erweisen.
Bleiben Sie informiert mit KFZNews24.de – Ihrem unabhängigen Fachportal für Mobilität, Technik und Trends auf Rädern.