Motorspülung beim Auto: Risiken, Nutzen und technische Hintergründe

Motorspülung beim Auto: Risiken, Nutzen und technische Hintergründe

(Bild, KI, DALL-E)

Eine Motorspülung soll den Ölkreislauf im Fahrzeug reinigen und damit den Motor vor Ablagerungen schützen. Doch während einige Werkstätten das Verfahren empfehlen, warnen Fachleute vor möglichen Risiken – insbesondere bei älteren Fahrzeugen oder Motoren mit hoher Laufleistung. Die Anwendung scheint auf den ersten Blick simpel. Dennoch rechtfertigt nicht jede Situation den Einsatz.

Funktionsweise einer Motorspülung

Was genau passiert bei einer Motorspülung?

Bei einer Motorspülung wird dem alten Motoröl ein spezieller Reiniger, meist ein Additiv, zugegeben. Dieser soll Rückstände im Ölkreislauf lösen, insbesondere Ablagerungen aus Kolbenringen, Ventiltrieben oder der Ölwanne. Der Vorgang läuft typischerweise wie folgt ab:

  • Additivzugabe in das warme Altöl

  • Leerlaufbetrieb des Motors für mehrere Minuten, ohne dabei zu fahren

  • Motorstopp und kurze Abkühlphase

  • Ablassen des Altöls inklusive Additiv

  • Neubefüllung mit frischem Öl und Austausch des Filters

In der Theorie klingt das sinnvoll. Schließlich ist ein sauberer Ölkreislauf entscheidend für die Langlebigkeit jedes Verbrennungsmotors.

Die versprochene Wirkung

Zahlreiche Additiv-Hersteller werben mit klaren Vorteilen:

  • Bessere Schmierung durch saubere Kanäle

  • Geringerer Ölverbrauch

  • Verminderter Verschleiß durch reduzierte Reibung

  • Längere Lebensdauer des Motors

Vor allem bei Motoren, die lange ohne Ölwechsel betrieben wurden oder häufig Kurzstrecken fahren, klingt das nach einer attraktiven Option.

Der Haken an der Sache

Warum die Motorspülung Auto und Motor schaden kann

Was viele Autofahrer nicht bedenken: Eine Motorspülung kann genau das Gegenteil bewirken, insbesondere bei älteren Fahrzeugen oder bei solchen mit unregelmäßiger Wartung. Die gelösten Ablagerungen können sich nicht gleichmäßig im Öl verteilen. Stattdessen besteht die Gefahr, dass sie sich an neuralgischen Punkten festsetzen oder kleine Kanäle im Schmiersystem verstopfen.

Typische Risiken einer Motorspülung:

  • Verstopfung der Ölkanäle, besonders kritisch bei älteren Aggregaten mit bereits angesetzten Ablagerungen

  • Reduzierte Schmierung, da während der Spülung der Ölfilm abreißen kann, selbst im Leerlaufbetrieb

  • Motorschäden, etwa Lagerschäden oder sogar Kolbenfresser im Extremfall

Gerade bei Fahrzeugen mit Laufleistungen über 150.000 Kilometern ist besondere Vorsicht geboten. Was über Jahre im Ölkreislauf als vermeintlich harmlose Ablagerung haftete, kann sich bei der Spülung plötzlich lösen – mit potenziell folgenschweren Auswirkungen.

Die Rolle moderner Motoröle

Moderne Schmierstoffe enthalten bereits eine Vielzahl von Additiven, darunter Reinigungs-, Verschleißschutz- und Korrosionsinhibitoren. Diese verhindern von vornherein, dass sich schädliche Rückstände im Ölkreislauf bilden. Wer regelmäßig Öl und Filter wechselt und ein qualitativ hochwertiges Öl verwendet, benötigt in der Regel keine zusätzliche Motorspülung.

Auch Automobilhersteller äußern sich selten eindeutig zum Thema. In den Wartungsplänen findet sich kaum ein Hinweis auf die Notwendigkeit einer Motorspülung. Das spricht ebenfalls für Zurückhaltung.

Wann eine Motorspülung sinnvoll sein kann

Trotz aller Bedenken gibt es Szenarien, in denen eine Motorspülung durchaus vertretbar ist:

  • Vorbeugend bei Neufahrzeugen: Wer bereits ab dem ersten Ölwechsel regelmäßig eine Spülung durchführt, kann Ablagerungen von vornherein verhindern

  • Nach Motorreparaturen: Wenn nach einem kapitalen Motorschaden Reste von Spänen oder Kühlerdichtmitteln im System verblieben sind

  • Bei geplanter Umstellung auf Longlife-Öle: Hier kann eine Reinigung helfen, um eine saubere Ausgangsbasis zu schaffen

Entscheidend ist in jedem Fall die Einschätzung durch eine Fachkraft. Eine pauschale Empfehlung ist aus technischer Sicht nicht gerechtfertigt.

Alternativen zur Motorspülung

Vorsorge statt Nachsorge

Der beste Schutz vor Ablagerungen ist eine konsequente Wartung. Wer auf hochwertige Öle setzt und sich an die empfohlenen Wechselintervalle hält, reduziert die Gefahr von Rückständen erheblich. Das gilt besonders für Fahrzeuge, die häufig auf Kurzstrecken betrieben werden. In solchen Fällen altert das Öl schneller, was zu Schlammbildung führen kann.

Empfohlene Maßnahmen statt Motorspülung:

  • Frühzeitiger Ölwechsel: Lieber ein Wechsel zu viel als zu spät

  • Qualitätsöl verwenden: Freigaben der Hersteller beachten, zum Beispiel VW 504 00 oder MB 229.5

  • Wartungsintervalle einhalten: Auch saisonale Checks können hilfreich sein

  • Fahrprofil anpassen: Wenn möglich, regelmäßige längere Fahrten zur Stabilisierung der Öltemperatur einplanen

Fazit: Augenmaß und Technikverständnis

Die Frage, ob eine Motorspülung Auto und Technik wirklich schützt oder gefährdet, lässt sich nicht pauschal beantworten. Fakt ist: Das Verfahren kann nützlich sein, birgt jedoch auch Risiken. Besonders bei älteren Fahrzeugen oder unsicherem Wartungsstand kann der Eingriff mehr Schaden als Nutzen anrichten.

Wer die Wartungshistorie seines Fahrzeugs kennt, regelmäßig Öl und Filter wechselt und auf die Qualität der Produkte achtet, fährt in den meisten Fällen besser ohne zusätzliche Spülung.

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