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Wenn ein Auto rückwärtsfährt, verändert sich der Klang des Getriebes drastisch. Statt des gewohnten, sanften Motorgeräuschs ist plötzlich ein lautes Jaulen oder Surren zu hören. Doch was steckt dahinter? Und warum hören sich Rennwagen oft ähnlich an?
Das Geheimnis liegt im Getriebe
Die Ursache für das ungewohnte Geräusch ist nicht der Motor, sondern die Art der Zahnräder im Getriebe. Während die Vorwärtsgänge auf eine möglichst leise und effiziente Kraftübertragung optimiert sind, wird beim Rückwärtsgang eine andere Bauweise verwendet.
Schrägverzahnung vs. Geradverzahnung
Ein Blick ins Getriebe zeigt:
- Vorwärtsgänge nutzen schrägverzahnte Zahnräder.
- Der Rückwärtsgang setzt auf geradverzahnte Zahnräder.
Doch was bedeutet das genau?
Wie funktionieren Zahnräder im Getriebe?
- Schrägverzahnte Zahnräder haben ihre Zähne in einem schrägen Winkel zur Rotationsachse angeordnet. Diese Bauweise sorgt für eine sanftere, gleichmäßigere Kraftübertragung und reduziert Geräusche erheblich.
- Geradverzahnte Zahnräder hingegen haben Zähne, die genau parallel zur Achse stehen. Dadurch entstehen plötzliche, harte Kraftübertragungen zwischen den Zähnen, was das typische Jaulen oder Surren verursacht.
Warum sind Vorwärtsgänge leiser als der Rückwärtsgang?
Schrägverzahnte Getrieberäder haben entscheidende Vorteile:
- ✅ Geringere Geräuschentwicklung – Durch die sanfte Kraftübertragung läuft das Getriebe nahezu geräuschlos.
- ✅ Längere Lebensdauer – Die Last verteilt sich auf mehrere Zähne gleichzeitig, was den Verschleiß reduziert.
- ✅ Komfortable Laufruhe – Schrägverzahnte Zahnräder verhindern Vibrationen und machen die Fahrt angenehmer.
Da Autos überwiegend vorwärtsfahren, ist es sinnvoll, die Getriebetechnik darauf auszurichten. Doch warum setzt man im Rückwärtsgang trotzdem auf die lauteren geradverzahnten Räder?
Warum ist der Rückwärtsgang geradverzahnt?
Obwohl sie lauter sind, haben geradverzahnte Zahnräder einige Vorteile, die sie für den Rückwärtsgang attraktiv machen:
- Einfache Herstellung – Die Produktion ist kostengünstiger und weniger aufwendig.
- Platzsparendes Design – Geradverzahnte Zahnräder benötigen weniger Bauraum im Getriebe.
- Höherer Wirkungsgrad – Es geht weniger Energie durch Reibung verloren, da die Zahnräder nicht seitlich verrutschen.
Da der Rückwärtsgang selten genutzt wird, spielen Lautstärke und Komfort hier eine untergeordnete Rolle. Für alltägliche Fahrten ist die Schrägverzahnung also ideal, während die geradverzahnte Bauweise für das gelegentliche Rückwärtsfahren ausreicht.
Warum klingen Rennwagen wie im Rückwärtsgang?
Ein spannendes Detail: Das Jaulen eines Autos im Rückwärtsgang erinnert stark an die Geräusche von Rennfahrzeugen. Das ist kein Zufall!
Im Motorsport wird oft bewusst auf geradverzahnte Zahnräder gesetzt – und zwar nicht nur für den Rückwärtsgang, sondern auch für die Vorwärtsgänge.
Vorteile von geradverzahnten Zahnrädern im Rennsport
- 🏎 Maximaler Wirkungsgrad – Durch die direkte Kraftübertragung geht kaum Energie verloren.
- 🏎 Gewichtsersparnis – Die Konstruktion ist leichter als bei schrägverzahnten Zahnrädern.
- 🏎 Platzersparnis – Das kompakte Getriebe ermöglicht eine effizientere Fahrzeugkonstruktion.
Der Nachteil: Diese Getriebe sind extrem laut – genau wie ein Auto im Rückwärtsgang.
Warum nutzen nicht alle Autos geradverzahnte Getriebe?
Theoretisch könnten alle Autos mit geradverzahnten Zahnrädern fahren – doch das wäre im Alltag kaum praktikabel. Die Lautstärke wäre unerträglich, und der Fahrkomfort würde massiv leiden.
Während Rennteams auf maximale Leistung setzen, bevorzugt die Automobilindustrie eine angenehmere Fahrt. Daher bleibt die Kombination aus schrägverzahnten Zahnrädern für den Vorwärtsgang und geradverzahnten Zahnrädern für den Rückwärtsgang der Standard für Straßenfahrzeuge.
Gibt es Autos ohne das typische Rückwärts-Jaulen?
Tatsächlich gibt es Modelle, die auch beim Rückwärtsfahren kaum Geräusche machen. Einige Fahrzeuge verwenden schrägverzahnte Zahnräder für den Rückwärtsgang – allerdings ist das selten.
📌 Elektroautos als Ausnahme
Bei Elektrofahrzeugen entfällt das Problem oft komplett, da sie nicht auf klassische Getriebe mit Zahnrädern angewiesen sind. Stattdessen regeln Elektromotoren die Drehrichtung direkt, was das typische Rückwärts-Jaulen vermeidet.
Fazit: Ein unverwechselbares Geräusch mit technischem Hintergrund
Das charakteristische Jaulen eines Autos im Rückwärtsgang hat also einen klaren Grund: die geradverzahnte Bauweise des Getriebes. Diese sorgt für eine effiziente, aber laute Kraftübertragung, die im normalen Fahrbetrieb kaum genutzt wird.
Während Schrägverzahnung für mehr Komfort im Vorwärtsgang sorgt, setzen Rennfahrzeuge bewusst auf die lautere, aber leistungsstärkere Geradverzahnung. Wer also das nächste Mal ein Auto im Rückwärtsgang hört, weiß genau, warum es sich so anders anhört!

