Was 100 Kilometer im Wasserstoffauto wirklich kosten

Was 100 Kilometer im Wasserstoffauto wirklich kosten

(Bild, freepik, www.freepik.com)

Wasserstofffahrzeuge gelten oft als Hoffnungsträger für eine nachhaltige Mobilitätswende. Sie versprechen hohe Reichweiten, kurze Tankzeiten und nahezu emissionsfreien Betrieb. Doch im Schatten des rasanten Erfolgs batterieelektrischer Fahrzeuge stellen sich viele Fragen: Was kostet der Betrieb wirklich? Wie sieht es mit der Alltagstauglichkeit aus? Und warum bleibt das Wasserstoffauto trotz modernster Technik ein Nischenprodukt?

Als erfahrener Auto- und Motorradjournalist für KFZNews24.de nehme ich dich mit auf eine tiefgehende Analyse – fernab von PR-Sprech und Technikmythen. Wir klären, was 100 Kilometer mit einem Wasserstoffauto wirklich kosten, warum die Technologie aktuell stagniert und was sich ändern müsste, damit der Durchbruch gelingt.

Wasserstoffantrieb: Vielversprechend, aber mit Einschränkungen

Wasserstoffautos sind faszinierende Fahrzeuge. Technologisch anspruchsvoll und umweltfreundlich im Betrieb, kombinieren sie das Beste zweier Welten: elektrische Mobilität mit der Praktikabilität konventioneller Tankvorgänge.

Wie funktioniert ein Wasserstofffahrzeug?

Im Kern ist ein Wasserstoffauto ein Elektroauto, jedoch mit einer entscheidenden Abweichung: Statt einer großen Batterie erzeugt eine sogenannte Brennstoffzelle den Strom direkt an Bord. Dabei wird Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft zusammengeführt. Die Reaktion produziert elektrische Energie – ganz ohne CO₂-Ausstoß. Der einzige „Abfallstoff“: reiner Wasserdampf.

Doch der Haken ist nicht die Technik im Auto, sondern die Frage: Woher kommt der Wasserstoff?

Grauer Wasserstoff – ein Umweltdilemma

Aktuell wird der meiste Wasserstoff aus fossilen Energieträgern gewonnen, vor allem aus Erdgas. Das Verfahren nennt sich Dampfreformierung und ist alles andere als umweltfreundlich. Der so entstandene „graue Wasserstoff“ verschlechtert die CO₂-Bilanz erheblich und torpediert den eigentlichen Vorteil dieser Technologie.

Die Realität an der Zapfsäule: So teuer sind 100 Kilometer wirklich

Kommen wir zu den harten Fakten: Was kosten 100 Kilometer im Wasserstoffauto tatsächlich?

Verbrauch und Preis: Eine ernüchternde Rechnung

Die meisten serienreifen Wasserstoffautos – wie etwa der Toyota Mirai oder der Hyundai Nexo – verbrauchen etwa ein Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer. Der Preis für ein Kilogramm liegt in Deutschland zwischen 15 und 20 Euro, abhängig von Tankstelle und Anbieter.

➡️ Das ergibt: 100 Kilometer kosten zwischen 15 und 20 Euro.

Zum Vergleich:

  • Ein Elektroauto benötigt für 100 km durchschnittlich 15–20 kWh Strom.
  • Bei einem Strompreis von 30 Cent/kWh ergibt das Kosten von etwa 4,50 bis 6 Euro.

Fazit: Der Wasserstoffantrieb ist derzeit mehr als dreimal so teuer im Betrieb wie ein Elektroauto.

Vorteile von Wasserstoffautos – Wo sie glänzen

Trotz der hohen Betriebskosten haben Wasserstoffautos einige unbestreitbare Vorteile:

  • Schnelle Betankung: In unter 5 Minuten ist der Tank voll – ideal für lange Strecken.
  • Hohe Reichweite: Modelle wie der Nexo schaffen bis zu 660 km.
  • Keine Emissionen im Betrieb: Nur Wasserdampf verlässt das Fahrzeug.
  • Robust bei Kälte: Selbst bei -30 °C funktioniert die Brennstoffzelle zuverlässig.
  • Geringe Brandgefahr: Wasserstoff verflüchtigt sich schnell, Explosionen sind extrem unwahrscheinlich.

Diese Eigenschaften machen Wasserstofffahrzeuge besonders interessant für bestimmte Einsatzbereiche – etwa im Schwerlastverkehr, im ÖPNV oder bei Flottenfahrzeugen mit festen Routen.

Die Schattenseite: Infrastruktur, Preis & Modellvielfalt

Doch warum sieht man sie trotzdem kaum auf den Straßen?

Kaum Tankstellen – ein echtes Problem

In ganz Deutschland gibt es aktuell rund 90 Wasserstofftankstellen. Das ist lächerlich wenig im Vergleich zu den über 80.000 Ladepunkten für E-Autos. Wer nicht zufällig in einer Großstadt wohnt, kann sein Fahrzeug kaum sinnvoll nutzen.

Hoher Anschaffungspreis

Ein Toyota Mirai kostet aktuell über 63.000 Euro – und liegt damit deutlich über vergleichbaren Elektrofahrzeugen wie dem Tesla Model 3 oder VW ID.7. Auch gebrauchte Wasserstofffahrzeuge sind kaum günstiger.

Wenig Auswahl am Markt

Aktuell sind mit dem Toyota Mirai und dem Hyundai Nexo gerade mal zwei Modelle für Privatkunden erhältlich. Daimler, BMW und Audi arbeiten zwar an Prototypen, aber echte Serienreife ist nicht in Sicht.

Warum die Technik trotzdem Potenzial hat

Trotz aller Nachteile wäre es ein Fehler, den Wasserstoffantrieb voreilig abzuschreiben. Denn die Technik selbst funktioniert hervorragend – effizient, leise, zuverlässig. Das Problem ist die politische und wirtschaftliche Umsetzung.

Grüner Wasserstoff: Die Zukunft?

Wenn Wasserstoff künftig aus erneuerbaren Quellen wie Wind- oder Solarstrom hergestellt wird (sogenannter grüner Wasserstoff), kann die Technologie tatsächlich klimaneutral betrieben werden. Doch momentan ist grüner Wasserstoff extrem teuer und kaum verfügbar – er wird vorrangig für Industrieprozesse verwendet.

Für wen lohnt sich ein Wasserstoffauto heute?

Trotz aller Kritik: Für manche Nutzergruppen kann ein Wasserstoffauto schon heute Sinn ergeben:

  • Dienstwagenfahrer mit Zugang zu Tankstellen
  • Unternehmen mit eigener Wasserstoffinfrastruktur
  • Technik-Enthusiasten, die sich bewusst für Zukunftstechnologie entscheiden

Fazit: Wasserstoffautos – faszinierend, aber noch zu teuer

Der Wasserstoffantrieb hat zweifellos Potenzial. Doch aktuell scheitert die Technologie an Wirtschaftlichkeit, Infrastruktur und Verfügbarkeit. Die Kosten Wasserstoffauto 100 km sind schlicht zu hoch, um mit der Elektromobilität konkurrieren zu können.

Für eine echte Mobilitätswende mit Wasserstoff braucht es:

  • eine flächendeckende Tankstelleninfrastruktur
  • günstige, grüne Wasserstoffproduktion
  • mehr Fahrzeugmodelle und sinkende Preise

Bis dahin bleibt das Wasserstoffauto ein spannendes, aber teures Nischenprodukt – und wird vom Elektroauto in den meisten Lebenslagen überholt.

Wenn du wissen willst, wie sich die Technik in den nächsten Jahren entwickelt oder welche Modelle in Planung sind, bleib dran bei KFZNews24.de – wir liefern dir alle Updates, Tests und Hintergrundanalysen rund um alternative Antriebe.