(Bild, freepik, www.freepik.com)
Ein Werkstattbetreiber in Hessen lehnt die Reparatur von Elektroautos ab und begründet dies mit moralischen Bedenken.
Der Kfz-Mechatroniker Eugen Becker weigert sich, Elektroautos in seiner Werkstatt zu reparieren. In einem Video auf TikTok, das bereits mehr als 57.000 Aufrufe hat, erklärt er seine Gründe: „Warum wir keine E-Autos reparieren?“
Laut Becker, der einen Kfz-Meisterbetrieb in Immenhausen leitet, sei es moralisch nicht vertretbar. Dabei sind gerade Mechatroniker wichtig für die Energiewende, bei der E-Autos als Alternative zu Verbrennern dienen. Viele Werkstätten sind jedoch weder bereit noch in der Lage, defekte Elektrofahrzeuge zu reparieren.
Skepsis gegenüber „fahrenden Bohrmaschinen“
Trotz der 55.284 neu zugelassenen Elektrofahrzeuge in Hessen im letzten Jahr, die dem Bundesland den vierten Platz im deutschlandweiten Vergleich einbrachten, bleibt Becker skeptisch. Er sagt: „Ich habe meine Ausbildung gemacht, um Motoren zu reparieren, nicht um an ‚fahrenden Bohrmaschinen‘ mit einem Tablet-Cockpit zu arbeiten.“ Die Reparatur von Elektroautos erfordere spezielle Qualifikationen und Schulungen, die mit höheren Kosten für seine Mitarbeiter verbunden seien.
Teurere Reparaturen von Elektroautos
Für die Reparatur von Elektroautos benötigen Mechatroniker bestimmte Weiterbildungen. Gemäß der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV Information 209-093) ist es Pflicht, sich für Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvolt-Systemen (HV) zu qualifizieren und regelmäßig weiterzubilden. Laut einer Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind fehlende Qualifikationen in den Werkstätten ein Grund für die hohen Reparaturkosten von Elektroautos, die im Schnitt um 30 bis 35 Prozent höher liegen als bei vergleichbaren Verbrennern.
Hohe Kosten für Weiterbildungen
Die Kosten für Weiterbildungen sind hoch. Eine Hochvoltausbildung der zweiten Stufe kostet an der Dekra-Akademie knapp 4000 Euro, die dritte Stufe mehr als 1500 Euro. Um die Stufe 3E für seine Mitarbeiter zu erreichen, muss Becker etwa 5500 Euro investieren. Zudem sind zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und spezielles Werkzeug erforderlich, was die Reparaturkosten weiter erhöht.
Gemischte Reaktionen auf Beckers Entscheidung
Beckers Haltung zu Elektroautos stößt auf gemischte Reaktionen. Einige loben seine Entscheidung, während andere sie kritisch sehen. Kommentare wie „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ und „Das E-Auto ist ein Trend, der in ein paar Jahren wieder geht“ spiegeln die gespaltene Meinung wider. Becker bleibt jedoch bei seiner Entscheidung und kommentiert: „Deswegen fange ich gar nicht erst an mit dem Blödsinn.“
Elektroautos: Seltenere Pannen, aber häufigere Werkstattbesuche
Elektroautos benötigen zwar seltener Pannendienste als Verbrenner, müssen aber häufiger in die Werkstatt, insbesondere wegen technischer Defekte, Rückrufe und Software-Updates. Dies könnte Potenzial für Werkstätten wie Beckers bieten, doch dieser bleibt skeptisch. Sein Auftragsbuch für Verbrenner sei ohnehin voll, und er betont, dass man sich als unabhängige Werkstatt spezialisieren sollte.
Fazit
Eugen Becker sieht keinen Nutzen darin, sich auf die Reparatur von Elektroautos zu spezialisieren. Sein Fokus liegt weiterhin auf Verbrennungsmotoren, da er sich nicht mit den technischen und finanziellen Herausforderungen auseinandersetzen möchte, die mit der Reparatur von Elektroautos einhergehen.