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Kontroverses Statement eines Kfz-Mechatronikers
Ein Werkstattbesitzer im hessischen Immenhausen sorgt für Diskussionen: Eugen Becker, Inhaber eines Kfz-Meisterbetriebs, hat in einem TikTok-Video mit über 57.000 Aufrufen klargestellt, dass er keine Elektroautos repariert. Seine Begründung: moralische Überzeugungen. Diese Haltung kommt in einer Zeit, in der Elektromobilität immer mehr gefördert wird, äußerst überraschend. Doch Becker bleibt standhaft und vertritt klare Ansichten, die sowohl Zustimmung als auch Kritik hervorrufen.
Skepsis gegenüber Elektroautos: „Fahrende Bohrmaschinen“
Becker, der seine berufliche Leidenschaft in der klassischen Automobiltechnik sieht, beschreibt Elektroautos abwertend als „fahrende Bohrmaschinen“. „Ich habe meine Ausbildung gemacht, um Motoren zu reparieren, nicht um mit einem Tablet-Cockpit zu hantieren,“ so der Mechaniker.
Die Reparatur von Elektroautos erfordert spezielle Schulungen, die hohe Investitionen verlangen. Diese möchte Becker nicht tätigen. Zahlen belegen jedoch die zunehmende Bedeutung von E-Autos: Im vergangenen Jahr wurden allein in Hessen 55.284 neue Elektrofahrzeuge zugelassen, was das Bundesland im bundesweiten Vergleich auf Platz vier brachte. Dennoch bleibt der Werkstattbesitzer bei seiner ablehnenden Haltung.
Hohe Kosten und neue Anforderungen schrecken Werkstätten ab
Um Elektroautos fachgerecht zu warten oder zu reparieren, benötigen Mechatroniker umfangreiche Weiterbildungen. Die DGUV Information 209-093 schreibt vor, dass Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvolt-Systemen (HV) nur von qualifizierten Fachkräften durchgeführt werden dürfen. Dies bringt erhebliche Kosten mit sich:
- Hochvoltausbildung Stufe 2: ca. 4.000 €
- Hochvoltausbildung Stufe 3: mehr als 1.500 €
- Sicherheitsausrüstung und Spezialwerkzeug: zusätzliche Investitionen
Insgesamt müsste Becker etwa 5.500 € für die Ausbildung eines Mitarbeiters zur Stufe 3E investieren – eine Summe, die der Werkstattbetreiber als zu hoch empfindet.
Warum Werkstätten oft vor E-Autos zurückschrecken
Die Haltung von Eugen Becker steht exemplarisch für viele Werkstätten in Deutschland. Eine Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt, dass fehlende Qualifikationen in den Werkstätten eine der Hauptursachen für die höheren Reparaturkosten bei Elektroautos sind.
Reparaturen sind teurer und komplexer
Im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren liegen die Reparaturkosten von Elektroautos 30 bis 35 Prozent höher. Gründe dafür sind:
- Höhere Ersatzteilpreise
- Spezialisierte Fachkenntnisse erforderlich
- Komplexität der Hochvolt-Systeme
Trotz dieser Herausforderungen bringen Elektroautos neue Chancen für spezialisierte Werkstätten. Besonders bei Software-Updates, Rückrufen oder der Diagnose technischer Defekte könnten Betriebe profitieren. Becker jedoch sieht hierin keinen Nutzen.
Gemischte Reaktionen auf Beckers Entscheidung
Die Position des Werkstattbetreibers polarisiert. Während einige seinen Ansatz nachvollziehen können, wird er von anderen scharf kritisiert. Kommentare wie „Das E-Auto ist nur ein Trend, der wieder vergeht“ stehen im Kontrast zu Aussagen wie „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“.
Becker selbst kommentiert die Debatte lakonisch: „Deswegen fange ich gar nicht erst an mit dem Blödsinn.“ Diese ablehnende Haltung lässt erahnen, dass er den Wandel in der Automobilbranche nicht als Chance, sondern als Belastung sieht.
Elektroautos: Seltenere Pannen, aber häufiger Werkstattbedarf
Statistiken zeigen, dass Elektrofahrzeuge seltener Pannendienste benötigen als Verbrenner, aber häufiger für Rückrufe und Software-Updates in die Werkstatt müssen. Diese Tatsache könnte potenziell neue Einnahmequellen schaffen. Dennoch erklärt Becker, dass sein Betrieb auch ohne diesen Bereich ausgelastet sei.
Sein Fokus bleibt klar: Reparaturen an Verbrennungsmotoren, die seiner Meinung nach technisch anspruchsvoller und wirtschaftlich sinnvoller sind.
Fazit: Kein Interesse an Veränderung
Eugen Becker sieht sich nicht als Teil der Energiewende. Für ihn überwiegen die Nachteile der Elektromobilität – sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus technischer Sicht. Seine Werkstatt bleibt deshalb bei ihrer Spezialisierung auf Verbrennungsmotoren.
Seine Argumente werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, vor denen viele unabhängige Werkstätten stehen:
- Hohe Investitionen für Schulungen und Ausrüstung
- Technologische Umbrüche, die traditionelle Arbeitsweisen verändern
- Unsicherheit, ob sich der Wandel wirtschaftlich auszahlt
Auch wenn die Haltung von Eugen Becker polarisiert, bleibt sie ein wichtiges Beispiel für die Spannungsfelder in der Automobilbranche.