E-Call vs. Hersteller-Notrufe: Ein Vergleich

E-Call vs. Hersteller-Notrufe: Ein Vergleich

(Bild, © KFZnews24.de)

Die Einführung des E-Call-Systems hat die Sicherheit im Straßenverkehr revolutioniert. Doch wie unterscheiden sich E-Call und die herstellereigenen Notrufsysteme? Ein Überblick aus der Perspektive eines Auto- und Motorradexperten.

Die Einführung von E-Call

Seit April 2018 müssen alle neuen Fahrzeuge in Europa mit dem E-Call-System ausgestattet sein. Ziel dieses Systems ist es, im Falle eines Unfalls automatisch Rettungsdienste und Polizei zu informieren, um schnelle Hilfe zu gewährleisten.

Funktionsweise des E-Call-Systems

Das System aktiviert sich bei einem schweren Unfall selbstständig, indem es die Daten von Airbag-Sensoren und anderen Sicherheitsmechanismen auswertet. Es übermittelt dann Fahrzeug- und Standortinformationen an die nächstgelegene Notrufzentrale. Darüber hinaus gibt es im Fahrzeug einen SOS-Knopf, über den der Fahrer manuell einen Notruf auslösen kann, wodurch ebenfalls sofort eine telefonische Verbindung zur Notrufzentrale hergestellt wird.

Technische Voraussetzungen

Für die Funktionalität des E-Call-Systems sind einige technische Komponenten notwendig:

  • Fest installierte SIM-Karte
  • GPS-Modul für Satellitenempfang
  • Mikrofon und Lautsprecher für die Kommunikation mit den Insassen

Bei Aktivierung des Systems wird eine Verbindung zum Mobilfunknetz hergestellt. Es handelt sich jedoch nicht um eine dauerhafte Datenverbindung.

Kontaktaufnahme und Reaktion

Nach der Aktivierung des Notrufs versucht ein Mitarbeiter der Notrufzentrale, Kontakt mit den Fahrzeuginsassen aufzunehmen. Wenn keine Reaktion erfolgt, wird sofort ein Rettungswagen entsandt. Hier zeigt sich der hohe Nutzen des Systems: Es stellt sicher, dass auch bewusstlose Insassen schnelle Hilfe erhalten.

Herstellereigene Notrufsysteme

Viele Automobilhersteller, darunter Audi, BMW, Mercedes und Volvo, haben eigene Notrufsysteme entwickelt. Diese Systeme nutzen oft die gleiche technische Basis wie E-Call, sind jedoch in ihre Entertainmentsysteme integriert und bieten zusätzliche Dienste wie Pannenhilfe und Navigation.

Vorteile der Herstellersysteme:

  • Ansprache in der Muttersprache auch im Ausland
  • Empfang in mehreren Mobilfunknetzen
  • Genauere Informationen zum Unfallhergang

Nachteile und Herausforderungen:

  • Laut ADAC-Tests kann es bis zu einer Minute dauern, bis solche Notrufe beantwortet werden.
  • Einige Notrufzentralen der Hersteller sind nicht rund um die Uhr erreichbar oder liefern ungenaue Unfallkoordinaten.
  • Herstellersysteme können nach einigen Jahren kostenpflichtig werden, während E-Call kostenlos bleibt.

Der ADAC fordert Klarheit

Der ADAC betont, dass der europaweite 112-E-Call direkt an öffentliche Notrufstellen gesendet werden sollte, um Verzögerungen oder Fehlleitungen zu vermeiden. Einige Hersteller leiten die Notrufe jedoch über ihre eigenen Pannenleitstellen um, was der ADAC kritisiert.

E-Call als Grundeinstellung

Besonders bei deutschen Automobilherstellern wie Audi, BMW und Mercedes müssen Kunden oft in die Werkstatt, um den reinen 112-E-Call zu aktivieren. Im Gegensatz dazu haben viele andere europäische und asiatische Hersteller den 112-E-Call standardmäßig voreingestellt, und dieser kann auch nicht deaktiviert werden.

Kennzeichnung des E-Call-Systems

Ob ein Fahrzeug über das E-Call-System verfügt, lässt sich meist leicht erkennen: Eine Taste mit der Aufschrift „eCall“ oder „SOS“ befindet sich in der Mittelkonsole oder am Dachhimmel. Bei Unsicherheit hilft ein Blick ins Bordbuch oder eine Nachfrage beim Händler.

Fazit

Das E-Call-System bietet eine lebensrettende Technologie, die standardmäßig in allen neuen Fahrzeugen vorhanden sein sollte. Herstellerspezifische Notrufsysteme bieten zusätzliche Vorteile, können aber auch Nachteile mit sich bringen. Entscheidend ist, dass der Notruf schnell und zuverlässig bei den richtigen Stellen ankommt, um im Ernstfall Leben zu retten.

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